Höhlenwagnis (in Zusammenarbeit mit Jana Mertens)
Habitant – Ausstellung im Volkspark Halle 2014
In der Ausstellung „Flausensieb“ zeigt Martin Schuster ein breites Spektrum an Bezügen, die von adaptierten Elementen diverser Spiel-Ästhetiken, Spielen wie Mindcraft, Lego, thailändischen Wollpuppen, aber auch altmeisterlicher Tafelmalerei und Heiligenbilder, bis hin zu Folklore und Kitsch reichen. In seinen Werken geht es um Schöpfung und um „Bildgewordene Sehnsüchte“. Während die Mehrzahl seiner figurativen Arbeiten eine verspielte Aura versprüht, die Assoziationen von 1001 Nacht oder Comicwelten erweckt, unterstreicht er in seinen Landschaften eher eine raue, karge Natur, die eine Endzeitstimmung suggeriert, tatsächlich aber „…der Sehnsucht nach einer extremen Naturerfahrung“ im romantischen Sinne entspricht – nämlich „… der Vorstellung, das Leben könnte intensiver sein, wenn man richtig in der Natur lebt“. Seine Natur reicht aber über die pure Natur hinaus in jene Natur, in die der Mensch eingegriffen hat. Er favorisiert Letztere sogar, denn so wie der Mensch sich Lebensräume erträumt und sie erschafft, geschieht das in der Spielewelt, in der der Spieler wie ein Architekt, eine eigene Welt, ganz nach einem Baukastenprinzip aufbauen kann. Und gleiches gilt für die Erschaffung von Bildern, es mache ihm Spaß, seine Bilder einzurichten, sagt Martin Schuster… „mich in ihnen aufzuhalten, bis alles an seinem Platz steht. Danach kann gern ein anderer Betrachter für kurz oder lang einziehen.“
Das Streben nach einer anderen Welt, einer Parallelwelt ist in all seinen Werken spürbar, deren Erschaffung einzig der eigenen Vorstellungskraft unterliegt: „Ich möchte gern noch andere Welten sehen, deswegen male ich sie mir“, so der Künstler, dessen Welten sind keinesfalls beklommen sind, sondern vielmehr Utopia andeuten, eine Welt in der Harmonie und das Glück existiert, in der nicht gegeneinander angekämpft wird, sondern alle Hürden überwunden scheinen. Er selbst schwebt in einem Gemälde als Schöpfer über allem und scheint die Leichtigkeit des Erschaffens und des Gelingens zu symbolisieren. – „in meinen Welten bin ich Gott und immerhin so mächtig wie meine Vorstellung und mein Geschick“.
Flausensieb – Martin Schuster 1986 in Potsdam geboren, hat sein Malerei-Diplom an der Burg Giebichenstein in Halle bei Prof. Ute Pleuger gemacht. Das Aufbaustudium, das dem Meisterschüler entspricht, absolvierte er 2014 bei Prof. Thomas Rug.
Text von Lu Potemka – Galerie Potemka, Aurelienstr. 41, Leipzig
In seiner Diplomausstellung Wunschtraum Idealismus zeigt Martin Schuster Fotografien, die während einer Kunstaktion in Vietnam entstanden sind. Diese medienübergreifende Arbeit namens Fremdteilchen stellt als Intervention im öffentlichen Raum den Versuch dar, die Grenze zwischen Kunst und Leben zu überbrücken. Zu diesem Zweck bereiste Martin Schuster gemeinsam mit Freunden auf einem Hausboot das Mekong Delta und sammelte von der mobilen Basis aus Kunststoffmüll aus dem Fluss und von dessen Ufern. Die zusammengetragenen Fundstücke verarbeitete die Künstlergruppe zu Skulpturen und stellte sie an verschiedenen öffentlichen Orten in Vietnam auf.Ergänzt wird diese Arbeit durch großformatige Bilder des Malereistudenten, die in der Formfindung und der Erzählweise mit Fremdteilchen verwandt sind.
FREMDTEILCHENWUNSCHTRAUM IDEALISMUS
Donnerstag, 04. Juli 2013, 13.30 – 22.00 Uhr
Neuwerk 11, Halle (Saale)
Normalerweise hängen die Kunstwerke in Konferenzräumen und Büros der Bayer AG. Außerhalb der Firma war die Sammlung mit millionenschweren Einzelstücken noch nie zu sehen. Nicht nur mit Bayer 04 Leverkusen, auch mit der Kunst spielt der Chemie-Konzern in der ersten Liga.
Für die Ausstellung „Von Beckmann bis Warhol. Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts – Die Sammlung Bayer“ im Martin-Gropius-Bau wurden nun die Prunkstücke erstmals öffentlich gezeigt. Auch der Vorstandsvorsitzende hat zwei Arbeiten aus seinem Büro geräumt: Eine Frauenskulptur von Gerhard Marcks und ein Gemälde von David Shapiro.
Insgesamt sind 240 von 5000 Werken zu sehen. Vertreten sind Namen wie Picasso, Kirchner, Barlach und Beckmann, aber auch Marina Abramovic und Thomas Ruff. Begründet wurde die Sammlung 1912, sie überdauerte auch die NS-Zeit, wo Bayer als Teil der IG Farben die Nazi-Diktatur unterstützte. Die Frage, was es für Bayer bedeutete, dass die Ausstellung im Gedenkjahr „Zerstörte Vielfalt“ zusammenfalle, verärgert den Unternehmenssprecher Michael Schade. „Wir sind hier um über die Ausstellung zu reden. Außerdem wurde das Unternehmen, das ich hier repräsentiere, erst 1951 gegründet.“ Komisch – kurz zuvor hatte er gesagt, dass sie 150. Geburtstag feiern.
Bis 9. Juni, Niederkirchnerstr. 7, Kreuzberg, Mi-Mo 10-19 Uhr, Eintritt 9/erm. 6 Euro, frei bis 16 Jahre
Zum Artikel der Berliner Zeitung